Storytelling im Coaching & (Präsentations)Training

Liebe Leser_innen,

Caroline Kliemt rief zur Blogparade mit der Frage: „Are we all storytellers? – Storytelling in neuen Kontexten“, auf, und diese ist mittlerweile schon zu einer großartigen Sammlung aus Artikeln angewachsen. Beiträge, die die Frage nach dem Wie? und Warum? und Wozu? aus unterschiedlichsten Perspektiven beleuchten. Mit ihrer Ursprungsfrage gehe ich seit geraumer Zeit schwanger. „Bin ich eine Storytellerin? Und wenn ja, wie und wozu setze ich dies heute ein?“

Eigentlich, also eigentlich bin ich schon immer eine Geschichtenerzählerin. Und damit meine ich jetzt nicht die Räuberpistolen die ich schon als Kind erzählt habe, sondern die Geschichten, die ich im Laufe meiner Beruflichkeit erzählt habe: früher als Sängerin und Moderatorin, heute als Coach und Trainerin. Doch erst als Storytelling im Marketing ein geläufiges Wort wurde und mich die erste Anfrage erreichte dazu mal einen Workshop zu geben habe ich angefangen mir Gedanken darüber zu machen was ich da eigentlich tue. Seit Jahren. Intuitiv.

In meiner Zeit als Sängerin und Moderatorin habe ich Geschichten eingesetzt um „den Boden zu bereiten“ für das, was da kommt, „eine Tür zu öffnen“, „die Stimmung zu setzen“, „einen zusätzlichen Blickwinkel auf ein Thema zu liefern“ um, dem darauf folgenden Lied oder der Künstlerin die gleich die Bühne betritt, „einen Raum vorzubereiten“. Und bei den Geschichten galt eigentlich dasselbe Gesetz wie bei den Liedern. Ein Gesetz, dass ich einmal von einer Opernsängerin gelernt hatte: „Wenn du singst, dann geht es nicht darum, dass die anderen dich weinen sehn, es geht darum, dass du sie zum weinen bringst.“

Wenn ich dieses Gesetz noch um ein paar Facetten wie Lachen, Staunen, Erkennen, Mitfühlen … erweitere – um jetzt nicht nur im Leid zu bleiben – , dann geht es beim Geschichtenerzählen darum, emotionale Bilder in den anderen zu bewirken, mit dem Ziel, ihnen (neue) Räume zu eröffnen.

Und das tue ich heute noch im Coaching und Training. (Meist) bewusster und mit unterschiedlichen Zielstellungen.

Storytelling zu Erweiterung des Blickwinkels

Sie kennen das, Sie haben ein Problem, Ihre Gedanken kreisen unablässig um ein und dasselbe Thema, so, dass Sie vor lauter Wald die Bäume nicht mehr sehen. Da scheint kein Ausweg mehr weit und breit. Dann kann eine Story wahre Wunder bewirken.

In meinen Seminaren geht es viel darum seine Einzigartigkeit zu erkennen, zu definieren und natürlich auch lieben zu lernen und damit zu gehen. Und auch wenn wir alle, ganz ohne etwas dafür tun zu müssen, einzigartig und wundervoll sind, und es eigentlich nur darum geht, den für sich und seine Stärken passenden Kontext zu finden, so sind doch viele Menschen eher damit beschäftigt darüber nachzudenken „wie sie sein müssten“. Anstatt ihre Stärken anzuerkennen und sich den passenden Raum hierfür zu gestalten sind sie damit beschäftigt ihre „Schwächen“ bearbeiten zu wollen (mal ganz nebenbei bemerkt: es gibt für uns alle sooooo viele Dinge die wir nicht können, dass es wahrlich mehr Sinn macht uns mit dem zu beschäftigen was wir gut können). In diesen Fällen erzähle ich sehr gerne eine Geschichte von Eckhart von Hirschhausen: Das Pinguin-Prinzip. Hier beschreibt er auf’s unterhaltsamste, ja,: einen Pinguin. Hat Flügel, kann aber nicht Fliegen. Hat keine richtigen Beine, nicht mal Knie. Wackelt nur so dickbäuchig auf seinen viel zu langen Füßen durch die Gegend. Eigentlich, eine komplette Fehlkonstruktion. Aber sobald der Pinguin sich in sein Element begibt, das Wasser … Sie wissen was jetzt kommt. Oder die Geschichte vom Sprung in der Schüssel, in der eine Schüssel, eben die mit dem Sprung, ganz unglücklich ist, denn immer, wenn sie mit zum Brunnen genommen wird um Wasser zu holen, dann ist sie bis sie wieder zuhause sind, viel leerer als die andere Schüssel. Was sie übersehen hatte, das waren die wundervollen Blumen die am Wegesrand blühten. Und zwar nur auf der Seite des Weges, auf der sie regelmäßig getragen wurde.

Das schöne an Seminaren ist, frei nach dem Motto „die die da sind sind immer die Richtigen“, dass immer eine_r eine Geschichte zum Besten zu geben hat, die auf einmal den Blick auf das eigene Leben, oder das als solches empfundene Problem, verändern kann und die Lösung auf einmal klar und deutlich vor einem liegt.

Storytelling zur aktiven Zukunftsgestaltung – oder: Ich schreib mir meine Geschichte selbst

In guten Geschichten leben wir. Wir hören, riechen, sehen und fühlen alles was die Erzählung uns zu bieten hat. Und wir lernen. Wenn wir in unserer Imagination, also im Mitfiebern mit einer Geschichte, Heldentaten begehen oder uns in gewünschte emotionale Zustände begeben, dann üben wir. In unserem Gehirn passiert das gleich, wenn wir uns einen gewagten Tango vorstellen wie wenn wir diesen tanzen. Es finden neue Verknüpfungen statt. Wir eignen uns neue Fähigkeiten an. Wir lernen. Wir bereiten uns vor. (Wer mehr darüber wissen will kann sich hier einlesen). Hier geht es darum die Autorin der eigenen Geschichte zu sein. Die Zukunft eigenmächtig zu gestalten. Die beiden Hauptelemente des Storytelling gehen hier Hand in Hand: Zum einen geht es um die Frage: Um was geht es eigentlich? Was ist der zu bewältigende Grundkonflikt? Was für einen emotionalen Zustand möchte ich mit meinem definierten Ziel erreichen? ==> der Plot. Und zum anderen geht es darum zu fragen: Wie komme ich da hin? Was ist der Weg? Welche Schritte braucht es um zu meinem Ziel zu gelangen? ==> das ist die Struktur.

Ein, mit starken emotionalen Bildern angereichertes Zielszenario, welches gleichzeitig mit klaren Zahlen und Fakten die einzelnen Schritte zu Ihrem Ziel beschreibt – während sie immer verbunden sind mit dem Gefühl das sie anstreben – ist die erfolgsversprechendste Methode in der Zielarbeit die ich kenne. Was zum „Wunder erleben“. Und letztendlich tun wir nichts anders denn „den Boden zu bereiten“ für das, was da kommt, und „eine Tür öffnen“.

Storytelling als Beweis

Eine weiteres Gebiet um die Story einzusetzen ist das „Beweisen“.

„Also, ich bin zuverlässig und offen für Neues.“ Sätze. Tausendmal gehört bei Vorstellungsrunden oder in Vorstellungsgesprächen. (Noch) Leere Worte. Die kleinen Geschichten darüber, wie Sie sich eigentlich eine weiße Hose für den Sommer kaufen wollten und dann mit einer zitronengelben mit einem bunten Gürtel in schillernden Farben nach Hause kamen, oder damals, als Sie mal wieder nach Berlin fahren wollten, es war Herbst, und kein goldener sondern ein grauer, und Sie dann, an dieser einen Autobahnkreuzung, nicht nach Norden, sondern nach Süden abgebogen sind; ein paar traumhafte Tage in Italien verbracht haben, und trotzdem termingerecht und guter Laune wieder in Ihrem Büro aufgeschlagen sind ==> diese kleinen Geschichten sagen wesentlich mehr darüber aus wie „offen für Neues“ und wie „zuverlässig“ Sie sind. Und es lohnt sich einen kleinen Vorrat an Geschichten bereit zu halten, die Sie und die Stärken die Sie auszeichnen beschreiben.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Geschichten ausdenken, erzählen und lauschen.

Tanja Ries.

P.S. Und natürliche beantwortet dieser Beitrag gleichzeitig die Frage, warum so viele Coaches und Trainer ein eigenes Blog betreiben 😉

Ein Gedanke zu “Storytelling im Coaching & (Präsentations)Training

  1. Ja, wenn mal alle Coaches und Trainer ihr eigenes Blog hätten…. aber schön, dass Du eines hast, Tanja – und vielen Dank für den Beitrag zur Blogparade. Liebe Grüße, Caroline

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