Kreativität – Ein systemischer Prozess nach Prof. Peter Kruse

Liebe Leser_innen,

heute möchte ich Ihnen das Kreativitätskonzept von Prof. Peter Kruse vorstellen. Ich weiß, erst unlängst durfte ich erleben, dass die scheinbare Reduktion von „Kreativität“ auf ein theoretisches Model( s. „Systemmodell“ nach M. Csikszentmihaly), durchaus Widerstände hervorrufen kann. Wo bleibt da die Magie? Dieses „Unfassbare“ welches dann selbst in der Erklärung des Kreativen Prozesses scheinbar entmystifiziert wird?

Ich empfinde es immer noch, und immer wieder, als ein Wunder, wenn Kreativität stattfindet. Kreativität ist Entwicklung, ist Aneignung der Welt, ist Neues, ist das, was uns als Gesellschaften dahin gebracht hat wo wir heute sind, ist das, was uns immer wieder weiter gehen lässt, ist Selbstausdruck, ist Suchen und Finden … ist immer wieder ein Wunder. Ein Wunder, von dem ich mir wünsche, dass unsere Lebensumstände, die Rahmenbedingungen, es einem jeden und jeder ermöglichen diesen Zustand – diesen Flow – zu erleben.

Kreativität ist eines der attraktivsten Lebensmodelle.

Unter diese Aspekten empfinde ich die Kreativitätskonzepte als ein Bereicherung. Ein Wissen um kreative Blockaden auszulösen, Kreativität zu ermöglichen und die dafür (individuell) „besten“ Rahmenbedingungen zu schaffen.

Prof. Peter Kruse entwicklelte (im systemischen Grundgedanken der Kreativität) ein Konzept, welches u.a. auf den persönlichen kreativen Prozess anwendbar ist. Die nun folgenden Ausführungen basieren auf einem Interview welches auf youtube zu sehen ist und unten anhängt.

[…]Er vertritt den Standpunkt, dass wir Kreativität nicht machen können. „Sei kreativ! – Huch, wie geht das?“, Was wir  können ist, systemische Rahmenbedingungen schaffen in denen Kreativität erscheint. Indirekte Möglichkeitsräume.

Eine dieser Möglichkeiten ist Diversity (Vielfalt): die Unterschiedlichkeit im System erhöhen, denn intelligente Systeme die in der Lage sind zu Akkumulieren, die das Prozessmuster wechseln können, sind immer Systeme die mit internen Spannungsverhältnissen arbeiten. Systeme mit internen Spannungsverhältnissen erzeugen instabile Phasen und diese wiederum erzeugen die Möglichkeit zum Übergang in neue Muster – und das nennen wir Kreativität. Neues entsteht also aus Widerspruch, nicht aus Harmonie. 

Um Kreativität zu fördern gilt es immer wieder für das Auflösen stabiler Zustände zu sorgen. Nach Kruse ist der einzelne Kreative, der Künstler, einer, der durch einen biographischen Unfall die Schmerzen (der internen Spannung und Instabilität) so gut erträgt, dass er kreativ wird. (Liebe Kunstschaffende, nicht aufregen ;-), darin liegen m.E.n. Möglichkeiten die „schmerzfrei schaffen lassen“ Anm. de. Verfasserin)

Kreativität ist somit weniger eine Kompetenz denn ein Prozess (der durchaus auch in einer einzelnen Person geschehen kann). Die Komponenten die dieser Prozess braucht können über drei Charaktere deutlich gemacht werden.

o Creator (Urheber) – der Spinner, der Störer, der immer mit neuen Ideen kommt

o Owner (Eigentümer) – der Wissenseigner, der etwas in der Tiefe beherrscht

o Broker (Makler) – der Vermittler und Vernetzer, der immer Leute kennt die etwas wissen.

Diese Personengruppen bilden zusammen quasi ein Gehirn. Wenn ich den Creator und den Owner zusammen bringe bekomme ich Ideen, da entsteht aus Wissen und Instabilität ein Ideenpool, das ist der Kortex. Wenn ich den Owner und den Broker zusammen bringe habe ich zwei Bewerter. Beide müssen bewerten können was dem limbischen System entspricht. Wenn ich den Broker und den Creator zusammen bringe, dann hab ich Erregung – weil beide stören. Wenn ich diese drei Dinge zusammen bringe, dann habe ich Erregung, Lösungsbildung und Bewertung – ein Gehirn, welches die Möglichkeit zum kreativen Prozess bietet.[…]

Hier das Interview mit Prof. Peter Kruse, welches wahrlich Spaß macht zu schauen

Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude in Ihrem kreativen Schaffen.

Tanja Ries

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